Die Ursachen für Wunden können sehr unterschiedlich sein und ich will hier weder den Eindruck erwecken, dass Sie unabhängig von den Ausmaßen einer Läsion nur Honig auftragen müssen, und alles wird gut, noch dass es sich dabei um ein Mittel handelt, das lediglich für die Versorgung kleinerer Verletzungen geeignet ist. Die Tatsache, dass Honig und Honigaufbereitungen erfolgreich in Feldlazaretten eingesetzt wurden, belegt wohl recht eindrucksvoll, dass es sich um ein umfassend zur Wundversorgung einsetzbares Mittel handelt. Schließlich ging es bei den Kriegsverwundungen nicht nur um unscheinbare Schrammen. Einen Arzt oder anderen Therapeuten bei der Behandlung zu Rate zu ziehen, ist sicher in vielen Fällen angebracht. Wenn es gelingen sollte, medizinisches Fachpersonal von der Heilwirkung des Honigs zu überzeugen, so würde dies allen Beteiligten zugute kommen. Der Honig käme mit größter Selbstverständlichkeit zum Einsatz ohne vorher wochen-, monate- oder gar jahrelang mit anderen Mitteln herum zu experimentieren, vielleicht um irgendwelchen fragwürdigen Erstattungskriterien der Krankenkassen zu entsprechen. Versuchen Sie, mit den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen zusammen zu arbeiten, lassen Sie sich aber nicht Ihre Verantwortung abkaufen.
Bei kleineren, frischen Verletzungen oder Hautabschürfungen reicht sicher ein Manuka-Honig in der Stärke MGO100. Der Honig wird eine Infektion der Wunde von vornherein verhindern und für eine beschleunigte Heilung sorgen. Ein anfängliches Brennen nach dem Auftragen des Honigs wird bald einer schmerzlindernden Wirkung weichen. Zwar hält sich hartnäckig die Ansicht, dass man an eine Wunde Luft heran lassen sollte, jedoch ist ein Verband in den meisten Fällen ratsam. Bei kleineren Verletzungen mag ein einfaches Pflaster genügen. Verunreinigungen der Wunde können mit geeigneten Mitteln vor dem Honigauftrag entfernt werden. Die hierbei angewendeten Methoden können von Ausspülen mit einfacher Kochsalzlösung oder Desinfektionsmitteln, über mechanisches Reinigen mittels Gaze oder einer unbenutzten Zahnbürste reichen. Der Honigverband hat jedoch selbst einen Reinigungseffekt. Eventuell vorhandene Verunreinigungen werden mit dem Verbandswechsel automatisch entfernt. Darum kann in vielen Fällen auf eine schmerzhafte Reinigungsprozedur verzichtet werden.
Oft ist bereits jede Berührung einer Wunde sehr schmerzhaft. Da kann es schon entscheidend sein, ob man den Honig direkt aufträgt oder aber ein zuvor mit Honig bestrichenes oder imprägniertes Verbandsmaterial auf die Wundfläche aufbringt. Eventuell können Sie auch einen bereits vorbereiteten Fertigverband verwenden. Unweigerlich kommt natürlich die Frage nach verbindlichen Mengenangaben, auf die ich, ehrlich gesagt, ungern eingehe. Manches muss man einfach ganz individuell ausprobieren. Aber die sonst eher fragwürdige Aussage: „Viel hilft viel“, scheint hier durchaus zutreffend. Also, lieber klotzen statt zu kleckern. Will sagen, gehen Sie nicht allzu sparsam mit dem Honig um. Dabei gilt es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Der Honig sollte die gesamte Wundfläche bedecken. Bedenken Sie dabei, dass eine zerklüftete Verletzung mit unregelmäßigen Vertiefungen und Hohlräumen eine wesentlich größere Fläche darstellt als eine Läsion die sich lediglich in den oberen Hautschichten abspielt. Entsprechend größer ist die erforderliche Honigmenge. Besonders wichtig wird die ausreichende Menge bei infizierten Wunden, da es dann erst recht darauf ankommt, die Wirkstoffe auch in den letzten Winkel einzubringen, um so den Erregern kein Entkommen zu ermöglichen.
Man füllt also sämtliche Vertiefungen und Wundhöhlen mit Honig auf, bevor man den Honigverband auflegt. Gerade bei solchen tiefen Wunden, ist es unerlässlich, dass man ein feuchtes Wundklima schafft, weil es sonst zwar zu einem oberflächlichen Wundverschluss kommt, eine nachhaltige Heilung aus der Tiefe heraus jedoch verhindert wird. Manuka-Honig weist hier deutliche Vorzüge gegenüber sonst gebräuchlichen Mitteln auf. Ein entscheidender Aspekt ist der, dass er sich auch zum Einsatz in infizierten Wunden eignet, was die anderen Mittel nicht zulassen. Gegenüber anderen Honigen besitzt er den Vorteil, dass sein antimikrobieller Hauptwirkstoff Methyglyoxal keinen Sauerstoff benötigt, um zu funktionieren. Das bedeutet, dass er sowohl in tiefen Wunden, als auch unter dichten Verbänden wirksam bleibt. Als Abdeckmaterial eignen sich die meisten handelsüblichen Verbandstoffe. Wenn Sie bereits lange Zeit nicht heilende, offene Stellen an den Beinen, Füßen oder sonst wo zu versorgen hatten, so werden Sie sicher einen Vorrat an Verbandsmaterialien haben, die Sie auch für den Honig verwenden können. Allerdings könnte es durchaus sein, dass Sie in Zukunft deutlich weniger davon brauchen werden. Ein Anhaltswert für den Honigbedarf ist etwa 20ml (25-30g) für eine 10x10cm große Fläche plus die Menge die zum Auffüllen von Vertiefungen benötigt wird. Der Honig sollte auch über die Wundränder hinaus aufgetragen werden. Während herkömmliche Antiseptika gesundes Gewebe angreifen und schädigen können, bewirkt der Honig eher das Gegenteil. Gesunde Zellen werden ernährt und man kann sogar beobachten, wie sie von den Rändern her und aus der Tiefe in den Wundkrater hineinwachsen und diesen mit gesundem und funktionstüchtigem Gewebe verschließen. Der Honig bildet an den Wundrändern überdies eine natürliche Barriere, die das Eindringen von Keimen verhindert.
Auf die erste Verbandschicht (Honig + Gaze) sollte eine weitere Lage Verbandsmaterial aufgebracht werden. Diese dient natürlich auch dem Schutz des verletzten Gewebes aber genauso dem Schutz Ihrer Kleidung, zumal Honig schon eine recht klebrige Angelegenheit sein kann. Ein wasserdichtes Material ist hierbei einem saugfähigen Material vorzuziehen. Stark saugender Verbandstoff würde den Honig nur von der Wunde abziehen. Ein dichter Verband sorgt dafür, dass der Honig an seiner beabsichtigten Wirkungsstätte verbleibt. Da Manuka-Honig auch unter Luftabschluss seine Effektivität nicht einbüßt, ist er für diesen Einsatz wie geschaffen. Die Konsistenz von Honig ist u.a. von seinen Zuckergehalten aber auch von der Temperatur abhängig. Damit sich Honig wie eine Salbe auftragen lässt, wurde er früher gern z.B. mit Lebertran geschmeidig gemacht. Das Fertigpräparat L-Mesitran, das von Theo Postmes entwickelt wurde, basiert auf dieser Kombination. Manuka-Honig lässt sich am besten verarbeiten, wenn er durch Erwärmung auf Körpertemperatur geschmeidig gemacht wurde. Das Enzym Glukoseoxidase, in anderen Honigen hauptverantwortlich für deren antibakterielle Wirkung, ist äußerst empfindlich gegen Wärme- und Lichteinwirkung und funktioniert nur bei Anwesenheit von Sauerstoff und Wasser. Die Reaktion wird zudem durch die im Gewebe und im Honig vorhandene Katalase abgebremst bis neutralisiert. Normaler Honig eignet sich also nur eingeschränkt zur Wundversorgung, nicht in sehr tiefen Wunden, nicht unter Luftabschluss. Stark nässende Wunden verdünnen ihn unter Umständen so stark, dass seine Wirkung nicht mehr ausreicht. Aktiven Manuka-Honig müssen Sie nicht besonders behutsam lagern, da er auch Erhitzung ohne nennenswerte Effektivitätseinbußen übersteht. Der antimikrobielle Wirkmechanismus muss nicht erst durch eine Reaktion mit Wasser scharf geschaltet werden, sondern er funktioniert sowohl völlig unverdünnt, als auch noch unter sehr starker Verdünnung. Dass Manuka-Honig unter besonders schwierigen Bedingungen und bei bestimmten Erregern einfach besser ist als ein anderer Blüten- oder Honigtauhonig, sollte uns nicht veranlassen, den Wert dieser Honige zu schmälern. Erstens gibt es Fälle, in denen man auch mit diesen ans gewünschte Ziel kommt, und zweitens gibt es durchaus Keime, bei denen andere Honige mehr ausrichten als Manuka-Honig. Wir dürfen keinesfalls Honig nur auf einen einzelnen Wirkstoff reduzieren. Für die insgesamt positive Wirkung ist das Zusammenspiel verschiedenster Inhaltstoffe verantwortlich. So ist auch ein zusätzlicher Synergieeffekt denkbar, der sich aus einer Mischung eines glukoseoxidasehaltigen Honigs mit aktivem Manuka-Honig und dem darin enthaltenen Methylglyoxal ergibt. Ein gebräuchliches, zugelassenes Medizinprodukt auf Honigbasis wurde nach diesem Prinzip gemischt. Was diese Produkte ebenfalls auszeichnet, ist die praktische Verpackung in Tubenform. Sie lassen sich so mühelos auch in tiefe Wunden einbringen, ohne dass man mit einem Spatel schmerzhafte Berührungen verursacht.